Argentinien wählt seinen Anti-System-Präsidenten

Quelle: FSSPX Aktuell

Der neue Präsident Argentiniens und Papst Franziskus schwenken die argentinische Flagge.

Die Argentinier haben einen ultraliberalen Ökonomen und Polemiker zum Präsidenten gewählt, der sich selbst als „Antisystem“ bezeichnet und nicht davor zurückschreckte, die Persönlichkeit des römischen Pontifex während seiner Kampagne heftig zu kritisieren. Ein klarer Sieg für Javier Milei, der 55,6 Prozent der Stimmen erhielt, gegenüber 44,3 Prozent für den Peronisten Sergio Massa, der sofort seine Niederlage einräumte.

„Das Ende der Dekadenz beginnt heute in Argentinien“, die ersten Worte des neuen Präsidenten, der am 19. November 2023 an die Spitze des argentinischen Staates gewählt wurde, dürften im Land von Papst Franziskus bei einigen für Zähneknirschen gesorgt haben.  

Javier Milei seinerseits wollte eine klare Botschaft an seine politischen Gegner und an diejenigen senden, die versucht sein könnten, seinen Reformen „Widerstand“ zu leisten: „All diesen möchte ich etwas sagen: alles im Rahmen des Gesetzes, nichts außerhalb des Gesetzes.“ Die progressiven Geistlichen in Argentinien, die während des Präsidentschaftswahlkampfes unter den Angriffen des Wahlsiegers zu leiden hatten, haben diese Botschaft wohl eher achselzuckend zur Kenntnis genommen. 

Am Tag nach dem Sieg des Anti-System-Kandidaten zögerte Pater Lorenzo de Vedia, der des Konservatismus kaum verdächtig ist, nicht, das neue Regime mit dem der Diktatur der Kolonialherren zu vergleichen. Eine unstatthafte und unrichtige Vereinfachung, die vergessen lässt, dass es Javier Milei gelungen ist, einen großen Teil der katholischen Wählerschaft für sich zu gewinnen und einen Abstand von mehr als zehn Prozentpunkten zu seinem Konkurrenten im zweiten Wahlgang aufzubauen. 

Man muss sagen, dass dieser „rechte Anarchist“ – wie er sich selbst gerne bezeichnet – einen Teil der traditionellen politischen Klasse Argentiniens das Fürchten lehrt. Er befürwortet die Deregulierung des Waffenverkaufs, lehnt die Doxa eines Klimawandels, für den angeblich der Mensch verantwortlich ist,ab, er befürwortet die Einführung des Dollars als Ersatz für den Peso, die Legalisierung der Organspende und ist gegen die Liberalisierung des freiwilligen Schwangerschaftsabbruchs. 

Der neue starke Mann Argentiniens ist ein ultraliberaler Ökonom, der tief vom Denken der Österreichischen Schule – insbesondere von Friedrich v. Hayek – und der Chicagoer Schule, die durch Ökonomen wie Milton Friedman und Robert Lucas repräsentiert wird, geprägt ist. 

Wenn er während seiner Wahlabende auftritt, dann mit einer Kettensäge in der Hand – ein Symbol, das seine Ziele illustrieren soll: Milei will die Gewohnheiten der alten „Kasten“ im Staatsapparat und in der Wirtschaft aufbrechen und der Freiheit Raum verschaffen. 

Pro-Life-Organisationen begrüßten den Amtsantritt von Javier Milei und seiner Mitbewerberin  Victoria Villaruel, die nun Vizepräsidentin ist, da beide für eine Einschränkung des „Rechts auf Abtreibung“ eintreten.

Einladung an Papst Franziskus, nach Argentinien zu kommen 

Der neue Präsident führte bereits ein Gespräch mit Papst Franziskus, wie La Nacion am 21. November berichtete. Der Austausch zwischen den beiden Männern, die nie zuvor miteinander gesprochen hatten, dauerte acht Minuten. Der gewählte Präsident lud den Papst ein, Argentinien im Rahmen eines Staatsbesuchs und in seiner Funktion als Oberhaupt der katholischen Kirche zu besuchen. Die Information belebt die Hypothese, dass der Papst Argentinien im Jahr 2024 besuchen wird. 

Javier Milei erklärte dem Papst, dass er sich bewusst sei, dass er vor „einer großen Herausforderung bei der Bekämpfung von Armut und Bedürftigkeit“ stehe. Der Pontifex gratulierte ihm zu seinem Wahlsieg und forderte ihn auf, mit „Weisheit und Mut“ zu handeln. Javier Milei soll geantwortet haben, „An Mut mangelt es mir nicht, und an der Weisheit arbeite ich gerade“, so La Nacion.  Die argentinische Zeitung berichtete ergänzend, dass die persönliche Freundschaft zwischen einem engen Vertrauten Mileis und dem Augenarzt Fabio Bartucci, der den Papst am grauen Star operiert hatte, diesen direkten Kontakt zwischen den beiden Männern ermöglicht habe.