Belgien: Die Kirchenstatistik für 2022 ist besorgniserregend

Quelle: FSSPX Aktuell

Eine leere Kirche in Belgien

In Belgien, wie auch in vielen anderen europäischen Ländern, zeigen die Statistiken bezüglich der Kirchenzahlen eine negative Tendenz. Der von der Kirche in diesem Land veröffentlichte Jahresbericht (für 2022) zeigt, dass die sonntägliche Praxis seit 2017 insgesamt um 40 Prozent gesunken ist.

Das Phänomen wurde durch die Gesundheitskrise beschleunigt, doch trotz einer postpandemischen Erholung konnten sich die Zahlen nicht erholen. 

Sakramentales Leben 

Das Niveau der sonntäglichen religiösen Praxis in Belgien ist im Vergleich zur Situation vor der Covid-Pandemie dramatisch gesunken. Obwohl die Aufhebung der Beschränkungen im Jahr 2022 den Rückgang verlangsamt hat, liegt die Anwesenheit bei der Sonntagsmesse laut einer gestern veröffentlichten Studie immer noch um 40 Prozent unter dem Niveau von 2017. 

In nackten Zahlen ausgedrückt, gab es 2017 – am dritten Sonntag im Oktober – 286.393 Kirchgänger, aber 2022 – am selben Sonntag – nur 172.968. Das bedeutet nicht nur den erwähnten Rückgang von 40 Prozent, sondern zeigt auch die enorme Kürze des Zeitraumes von sechs Jahren innerhalb dessen das passiert ist. Auch bei Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, wenn auch weniger stark. 

Zwischen 2021 und 2022 stieg die Zahl der Taufen um 17 Prozent, im Vergleich zu 2017 betrug der Rückgang jedoch 15 Prozent. Die Zahl der Eheschließungen hingegen stieg im Jahresvergleich um 72 Prozent, was auf die Zeremonien zurückzuführen ist, die in den Jahren der Gesundheitskrise nicht abgehalten werden konnten. Im Vergleich zu 2017 gab es immerhin einen Verlust von 12 Prozent. Was die Konfirmationen angeht, so sind sie in den letzten sechs Jahren um 21 Prozent zurückgegangen.

Personal und Strukturen 

Wenn man die Zahlen von 2022 mit denen von 2017 vergleicht, sind die Daten verheerend. Innerhalb von sechs Jahren hat die Kirche 915 Diözesanpriester verloren, was einem Verlust von 33 Prozent entspricht, oder anders ausgedrückt: ein Drittel. Was den Ordensklerus betrifft, so ging dieser „nur“ um 22 Prozent zurück. Trotzdem blieb die Zahl der Menschen, die sich als katholisch bezeichnen, relativ stabil (minus fünf Prozent), was der Hälfte der belgischen Bevölkerung entspricht. Auch die Zahl der Pfarreien ist zurückgegangen (minus sechs Prozent). 

Zu den positiven Aspekten gehört ein Anstieg der Pilgerreisen im Jahr 2022. Die vier wichtigsten Marienheiligtümer in Belgien – Banneux, Beauraing, Oostakker und Scherpenheuvel – wurden im Jahr 2022 von insgesamt 1,27 Millionen Menschen besucht. 

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Zahl der Anträge auf „Kirchenaustritt“ zwischen 2021 (5.237) und 2022 (1.270) deutlich zurückgegangen ist. Wenn in Belgien ein Katholik den Austritt aus der Kirche beantragt, wird dieser Schritt am Rande des Taufregisters vermerkt.

Lehren aus der Situation werden nicht gezogen 

Leider ist der Kommentar, den die Autoren des Jahresberichts zu dieser Situation abgeben, mehr als enttäuschend. Sie stützen sich auf die nationale Synthese des synodalen Prozesses und auf die Kritik, die dieser Prozess hervorgebracht hat: „Ein Gefühl der Ungerechtigkeit wird in Bezug auf die Stellung der Frauen in der Kirche betont“, heißt es in diesem Bericht. Oder auch: „Junge Menschen wünschen sich, dass die Kirche mit der Zeit geht. (...) Die Glaubwürdigkeit der Kirche als Organisation wird in Frage gestellt: Sie wird als altmodisch, starr und weltfremd wahrgenommen.“ Der Jahresbericht kommt zu dem Schluss, dass „die Kirche sich in einer echten Infragestellung ihrer Funktionsweise befindet.“ 

Derartige Schlussfolgerungen sind nicht nur nicht nachvollziehbar, sie werden wohl leider auch nicht dazu führen, dass sich die Statistiken in Bälde verbessern werden ...