Chronologie des synodalen Weges (2)

Quelle: FSSPX Aktuell

Der synodale Prozess in Deutschland befindet sich in der Phase der Umsetzung der Beschlüsse, die auf den Synodenversammlungen verabschiedet wurden. Die letzte dieser Versammlungen fand im März 2023 statt. Der Rückblick, seit dem Start des Synodalwegs im Jahr 2019, zeigt eine Bewegung, die die deutsche Kirche in einen Strudel gestürzt hat. Viele Beobachter bezeichnen die Entwicklung als schismatisch.

Während des Synodalen Wegs wurde über fünfzehn vorgelegte Texte abgestimmt. Eine kurze Zusammenfassung jedes einzelnen Textes wird es ermöglichen, ihn inhaltlich einzuordnen. 

1) Präambel. Hören, lernen, neue Wege gehen: Der Synodale Weg der Katholischen Kirche in Deutschland (11/03/2023). 

Im Dokument wird bekräftigt, dass „der Synodale Weg in Deutschland zum Synodalen Weg der Weltkirche beitragen soll, zu dem Papst Franziskus alle Gläubigen zu Pfingsten 2021 eingeladen hat“ sowie, dass „der Synodale Weg drängende Fragen von großer Bedeutung nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Regionen der Weltkirche aufgreift“ (Nr. 2). 

Der Text zeigt außerdem im Anschluss an den MHG-Bericht [„Mannheim, Heidelberg, Gießen“ – Missbrauchs-Studie der Universitäten an diesen Orten. Anm. d. Red.], dass „sexuelle Gewalt (...) systemisch und strukturell in der katholischen Kirche verankert“ ist. Er spricht vom „institutionellen Versagen der Kirche“. Der Synodenweg will sich mit „Missbrauch in spirituellen und pastoralen Beziehungen, Machtmissbrauch aufgrund von Klerikalismus und Inkompetenz, Missachtung von Frauen und Menschen, die nicht dem binären Mann-Frau-Modell entsprechen, insbesondere dort, wo die Sexuallehre der Kirche eine Lehre förderte oder noch fördert, die die tiefe Realität, die von vielen Menschen gelebt wird, nicht berücksichtigt: vor allem in Bezug auf die sexuelle Identität“ (Nr. 5) befassen. 

Die Autoren des Dokuments stellen fest, dass „die katholische Kirche in vielen Bereichen an Glaubwürdigkeit verloren hat und hofft, diese wiederzugewinnen. Dies kann nur durch einen Wandel erreicht werden, der über eine Änderung der Einstellung hinaus auch institutionelle Veränderungen umfasst“ (Nr. 16). Daher „ist es das Ziel des Synodenweges, Diskriminierung, Leid und Gewalt zu verhindern und die systemischen Ursachen sexueller Gewalt zu beseitigen“ (Nr. 17). 

Es wird auch festgestellt, dass „aufgrund der weltweiten Realität des Missbrauchs in der Kirche, insbesondere durch den Klerus, auch systemische Veränderungen auf globaler Ebene notwendig sind. Dazu möchten wir durch den Deutschen Synodalen Weg beitragen“ (Nr. 20). 

2) Text zur allgemeinen Orientierung. Auf dem Weg der Umkehr und Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der Katholischen Kirche in Deutschland (03/02/2022) 

„Der Orientierungstext hat die Aufgabe, die theologische Grundlage zu verdeutlichen, auf der die Arbeit in den Foren aufgebaut ist und auf der der gesamte Synodale Weg der Evangelisierung dient“ (Nr. 7). Diese Grundlage wird aus Quellen gespeist, die „Orte der Theologie“ und „Epochen der Theologie“ sind (Nr. 9). „Zu den wichtigen Orten der Theologie gehören die Heilige Schrift und die Tradition, die Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes, das Lehramt und die Theologie“ (Nr. 10). 

In diesem langen und komprimierten Text ist besonders hervorzuheben, was in Nr. 42 gesagt wird: „Die Elemente der Erkenntnis aus anderen Wissenschaften sind unverzichtbar. Denn erst sie eröffnen den Zugang zur Wirklichkeit vieler Lebensbereiche, die z.B. in der Heiligen Schrift oder in der Tradition nicht (vollständig) erfasst werden.“ Die Frage ist nur: Welche Wissenschaften sind das? Im Verlauf des Synodalen Weges werden vor allem die Sozialwissenschaften eine Rolle spielen, die alles andere als exakt sind und die heute mehr als in jeder anderen Epoche der Menschheit von zutiefst antikatholischen Annahmen ausgehen.

Grundlegende Texte (aus den Foren): 

3) Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. Gemeinsame Teilhabe und Zusammenarbeit bei der missionarischen Aufgabe (Forum I. 30/02/2022) 

Dieser grundlegende – doktrinäre – Text von Forum I will eine Veränderung des „Machtregimes“ in der Kirche, mehr „kollektive Verantwortung“, mehr „kooperatives Handeln und mehr vor Gericht einklagbare Beteiligungsrechte“. Zu den Zielen gehören: „Die Kirche muss sich in einer demokratischen und libertären Gesellschaft der öffentlichen Kontrolle unterwerfen“, so dass die „Leitung immer von den Personen mitbestimmt wird, über die die Entscheidungen getroffen werden.“ 

Der Grund dafür: Die Ursachen für Missbrauch „sind systemisch und stehen in Verbindung mit der Struktur und der Lehre der Kirche.“ Es wird notwendig sein, „Freiräume zu schaffen, Beteiligungsrechte zu gewährleisten und Missbrauch zu verhindern“ und eine „Inkulturation in die Demokratie“, die „ein Lernort für die Kirche“ ist. 

Neben vielen anderen Vorschlägen seien folgende genannt: die Übertragung von Leitungsaufgaben an qualifizierte Personen, die keineswegs unbedingt Kleriker oder Ordensleute sein müssen – in diesem Sinne „ist die Schaffung gleicher Mitwirkungsrechte für Frauen von besonderer Bedeutung“ – und die Abschaffung des kirchlichen Zölibats sowie wiederum der Zugang von Frauen zur Ordination. 

4) Die priesterliche Existenz heute (Forum II. 09/03/2023) 

In diesem grundlegenden Text werden die allgemeinen Ziele formuliert. So ist „eine bedeutende systemische Veränderung zwingend erforderlich“ (Nr. 3). Einige Punkte der Veränderung „sind Gegenstand eines breiten Konsenses“ (ebd.).  

„Ein Priesteramt, das theoretisch nur heterosexuellen Männern vorbehalten sein sollte, ist fragwürdig und mit der gelebten Praxis unvereinbar. Die Zulassung zum Priesteramt aufgrund des Geschlechts stößt auf Unverständnis, ist diskriminierend und muss abgeschafft werden. Die Rechtfertigung des Zölibats als unverzichtbare priesterliche Lebensweise wird nicht mehr akzeptiert und ist nicht mehr überzeugend. Die gleichberechtigte Akzeptanz von Homosexualität, auch unter Priestern, wird explizit gefordert“ (Nr. 4). 

Es geht darum, über „ein neues Verständnis des Amtes in der Kirche nachzudenken. In diesem Zusammenhang ist vor allem das Missverständnis des Priestertums zu thematisieren, das sich unter dem Stichwort Klerikalismus zusammenfassen lässt“ (Nr. 34). Die „sakramentale Rechtfertigung des priesterlichen Dienstes wird in Frage gestellt“ (Nr. 40). 

In den Schlussbemerkungen heißt es: „Wir stehen vor der Herausforderung, die Theologie des Weiheamtes so weiterzuentwickeln, dass ihr Wesen, das auf der Schrift und der Tradition beruht, bewahrt wird, während ihre überholten Elemente, die Klerikalismus und Missbrauch begünstigen, überwunden werden“ (Nr. 82). 

Die Autoren des Textes erkennen „Auswirkungen auf die Weltkirche“ (Nr. 83) an und fügen daher hinzu: „Die erarbeiteten Umsetzungstexte sind größtenteils Vorschläge an die Weltkirche, vorzugsweise im Rahmen einer Synode oder sogar eines Konzils“. Und weiter: „Mit den Umsetzungstexten „Der Zölibat der Priester – Stärkung und Öffnung“ und „Den Klerikalismus überwinden – die Chancen, die sich aus einer pluralistischen Organisation der Ämter ergeben“ formuliert die Synodenversammlung Forderungen an die Weltkirche“ (Nr. 85). 

5) Frauen in den Diensten und Ämtern der Kirche (Forum III. 09/09/2022) 

Ein weiterer langer und verschwurbelter Text, dessen Ziele jedoch unmissverständlich sind: „Die Forderung nach Geschlechterparität als Grundlage für alle künftigen Handlungsweisen innerhalb der römisch-katholischen Kirche ist der Leitgedanke der folgenden Entwicklungen“ (Nr. 1). 

Zur Methode heißt es: „Die verschiedenen theologischen Positionen müssen unter dem Blickwinkel der Geschlechtergerechtigkeit reflektiert werden, es muss ein enger Austausch mit den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften stattfinden und deren geschlechtertheoretische Überlegungen konstruktiv aufgegriffen werden“ (Nr. 5). Mit anderen Worten, die ganze falsche Philosophie ist anzunehmen, die diese „Geschlechterreflexion“ in den modernen soziologischen und gesellschaftlichen Strömungen vorantreibt. Was für ein desaströses Programm!