Fest der Darstellung der allerseligsten Jungfrau Maria

Quelle: FSSPX Aktuell

Darstellung der Jungfrau Maria im Tempel, Vittore Carpaccio, Pinakothek von Brera

Die Geschichte der Darstellung Marias im Tempel ist durch die sog. "Apokryphen” - nicht kirchlich anerkannter Überlieferungssammlungen -  auf uns gekommen, insbesondere durch das sog. “Protevangelium des Jakobus”, in dem es um die Geburt der Jungfrau und Christi geht, und das darauf aufbauende “Evangelium des Pseudo-Matthäus” aus dem 7. Jahrhundert, die im besten Falle Zeugnisse der mündlichen Überlieferung sind.

Der Engel des Herrn erschien als göttlicher Bote zuerst Joachim, um ihm die Empfängnis und die bevorstehende Geburt Marias trotz des hohen Alters ihrer Mutter anzukündigen, und dann Hanna, der er mitteilte, dass das Mädchen nach ihrem dritten Geburtstag in den Tempel gebracht werden sollte, um dort Tag und Nacht dem Herrn durch Fasten und Beten zu dienen. 

Es ist also ein junges Kind, das die fünfzehn Stufen des Tempels hinaufsteigen soll (gemäß den Psalmen 119-133, den sogenannten „Steigerungsliedern“). Während sich ihre Eltern unten auf dem Berg wie üblich in Festgewänder kleiden, erklimmt Maria diese Stufen allein, was als Zeichen für die Vollkommenheit ihrer Seele gedeutet wurde. Nachdem das Opfer vollzogen und das Gelübde abgelegt wurde, kehren Joachim und Anna allein nach Hause zurück. Maria wurde bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr unter anderen jungen Jungfrauen aufgezogen. 

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Das Fest wurde zuerst im Orient seit dem 6. Jahrhundert gefeiert und hat seinen Ursprung in Jerusalem: Der 21. November ist der Tag der Einweihung der Basilika Santa Maria (die “Nea” - neue Basilika) im Jahr 543. Der Prachtbau des Kaisers Justinian legt Zeugnis von der Marienverehrung im 6. Jahrhunder ab. Im 7. Jahrhundert wurde dieses Marienheiligtum durch die Perser zerstört. Im 7. Jahrhundert wurde das Weihefest dieser Jerusalemer Basilika aber in Konstantinopel liturgisch gefeiert. Wie so oft bedient sich die Vorsehung dann eines schwachen Menschen, um den göttlichen Plan voranzutreiben. 

Der Kanzler des Königs von Zypern, Philippe de Mézières, nutzte seinen Aufenthalt in Venedig, um sich dafür einzusetzen, dass das Fest der Darstellung Mariens im Tempel im Jahr 1369 gefeiert werden konnte. Er hielt es für unwürdig, dass es im Osten und nicht im Westen beachtet wurde, da es im Leben der Heiligen Jungfrau so wichtig war. Es geht ihm darum, Maria neue Lobpreisungen zu singen und ihre Fürsprache zu erlangen. 

Sein Vorhaben war schnell von Erfolg gekrönt, denn bereits 1369 wurde das Fest in Venedig gefeiert, wahrscheinlich zunächst im privaten Kreis. Es wird von einem liturgischen Spiel begleitet. Zwei Jahre später wird es zur Freude unseres Ritters von den franziskanischen Kreisen der Stadt offiziell übernommen, wahrscheinlich aufgrund ihrer großen Marienverehrung. 

Die Arbeit von Philippe de Mézières setzt sich ab 1372 in Avignon im Rahmen einer diplomatischen Mission für den König von Zypern fort. Er überzeugte Gregor XI. davon, die Feier zu fördern. Der vorsichtige Pontifex tolerierte sie und zog es vor, sie nicht zu schnell zu billigen. 

Neun von achtundzwanzig Kardinälen sowie zahlreiche religiöse Persönlichkeiten und eine große Zahl von Gläubigen nehmen an der Messe teil: Es ist ein großer Erfolg, der sich auch mit dem Wunsch nach einer Annäherung an die griechisch-orthodoxen Christen erklären lässt, um eine Vereinigung unter den Christen zu fördern. Philippe de Mézières ist nämlich auch ein glühender Verfechter des Kreuzzugs und der Rückeroberung der Heiligen Stätten, vor allem vor dem Hintergrund der Bedrohung Europas durch die Türken. 

Philippe de Mézières wurde vom französischen König eingeladen, um ihn zu beraten und an der Erziehung des Dauphins teilzunehmen, und zog dann von Avignon nach Paris. Es gelang ihm schnell, Karl V. für sich zu gewinnen, und am 21. November 1373 wurde in der Sainte-Chapelle zum ersten Mal das Fest der Darstellung Mariens gefeiert. Die Verbreitung dieses Festes setzte sich in Europa dank der gemeinsamen Aktion der beiden Männer fort. 

Schließlich wurde dieses Fest Unserer Lieben Frau 1585 unter Papst Sixtus V. eingeführt und wird von der katholischen Kirche am 21. November gefeiert.