Hat Maria durch ihr Mitleiden für unsere Sünden Genugtuung getan?

Quelle: FSSPX Aktuell

Rogier van der Weyden : Piéta

Die Mutter Gottes hat unsere Erlösung wirklich verdient, wie der vorige Artikel gezeigt hat und wie Papst Pius X. lehrt. Die vorliegende Frage untersucht, ob Marias Leiden an der Genugtuung für unsere Sünden teilhatte.

Papst Leo XIII. erklärt in seiner Enzyklika Jucunda semper über den Rosenkranz: „Schon damals, als sie sich als Magd des Herrn zum Beruf einer Mutter anbot oder als sie sich mit ihrem Sohn gemeinsam im Tempel zur Opfergabe weihte, wurde ihr wegen dieser zweifachen Handlung das gleiche Los wie ihm selbst zuteil, nämlich Sühne zu leisten für die Menschen in schmerzvollster Weise.“

Die Genugtuung

Die Genugtuung besteht darin, dem Beleidigten eine Entschädigung für den ihm zugefügten Schmerz und die Beleidigung zu bieten. An sich muss sie ausreichend sein, gemäß der Etymologie: satis-facere, das heißt genügend tun.

Wir wollen hier ergänzen, dass man für sich selbst oder für andere Genugtuung leisten kann. In Fall der Gottesmutter. handelt es sich, wie bei Christus, um eine stellvertretende Genugtuung (für andere). Unsere Liebe Frau musste nicht für sich selbst Genugtuung leisten, weil sie keine Sünde begangen hat und von Anfang erlöst war.

Es stellt sich jedoch die Frage nach ihrem Anteil an der Erlösung der Menschen. Die stellvertretende Genugtuung (für Andere) ist unter mehreren Bedingungen möglich:

– Freiwillige Übernahme einer Strafe, aus Liebe zum Gemeinwohl, das wiederhergestellt werden soll (Genugtuung).

* Sie ist vollkommen, „wenn man dem Beleidigten das anbietet, was dieser ebenso oder mehr liebt, als er die Beleidigung verabscheut hat“ (III, 48, 2).

* Wenn die Genugtuung unvollkommen ist, ist sie dennoch wirksam, vorausgesetzt, der Verletzte gibt sich damit zufrieden.

– Es handelt sich um die Strafe für die Sünden eines anderen (was das Merkmal der stellvertretenden Genugtuung ist).

– Es besteht beim Verletzer und bei dem, der Genugtuung leistet, die Liebe zum Gemeinwohl, das wiederhergestellt werden soll.

– Es besteht eine gewisses natürliches oder moralisches Band zwischen den beiden.

Wie verhält es sich mit der Mutter Gottes?

Genauso wie beim Verdienst ist auch die Genugtuung, die Maria bringt der Christi untergeordnet.

– Sie leidet mit Christus, Dieses Mitleiden gefällt Gott in dem Maße :

* ihrer Liebe.

* Ihrer Würde als Mutter Gottes.

* des Umfangs und der Intensität ihres Schmerzes.

Es handelt sich um eine unvollkommene Genugtuung, weil ihre Würde als Mutter Gottes nicht der einer göttlichen Person gleichkommt. Ihre Ausdehnung ist jedoch universell, wie es auch ihr Verdienst ist.

– Sie leistet Genugtuung für die Menschen, nicht für sich selbst.

– Sie schließt sich der Absicht Christi an, die Sünden der Welt zu sühnen.

– Sie ist von menschlicher Natur.

Der Heilige Thomas erklärt das so: „Man kann auch von einer Genugtuung sprechen, die ausreichend ist, aber unvollkommen, weil sie trotz ihrer Schwäche von demjenigen angenommen wird, der sich mit ihr zufrieden geben will. In diesem Sinne ist die von einem einfachen Menschen angebotene Befriedigung hinreichend. Und weil das Unvollkommene immer eine vollkommene Wirklichkeit voraussetzt, die es begründet, folgt daraus, dass die Genugtuung jedes gewöhnlichen Menschen ihre Wirksamkeit von der Genugtuung Christi erhält.“

Unter allen Genugtuungen die Gott angeboten werden, nimmt das Mitleid Mariens den ersten Platz ein. Sie ist auch die Erste in der Teilhabe am Werk des Erlösers, denn ihr Mitleid erstreckt sich auf alle Menschen.