Die mit Rom unierte Syro-Malabarische Kirche hat ein neues Oberhaupt

Quelle: FSSPX Aktuell

Wird es gelingen, das Ruder herumzureißen und ein Schisma zu verhindern? Bewegen wir uns zaghaft auf einen Ausweg aus der Krise zu? Dies sind die Fragen, die sich die Katholiken des syro-malabarischen Ritus stellen. Und zwar, seit der Heilige Stuhl die Wahl von Erzbischof Raphael Thattil zum Großerzbischof der Eparchie Ernakulam-Angamaly bestätigt hat.

Mit dem vom Pontifex am 9. Januar 2024 unterzeichneten Brief hat die Syro-Malabarische Kirche, die nach der Kirche der ukrainischen Katholiken die größte der 23 dem Apostolischen Stuhl angeschlossenen orientalischen Kirchen sui juris ist, einen neuen Leiter, dessen Aufgabe ausgesprochen herausfordernd sein wird. 

Der neue Erzbischof wird alle Hände voll zu tun haben, um ein Schisma zu verhindern und die vier Millionen Gläubigen und Hunderte von Priestern, die diese hauptsächlich im indischen Bundesstaat Kerala beheimatete Kirche bilden, wieder zu vereinen. 

Ein positives Zeichen ist, dass im Gegensatz zu früheren Prälaten, die von Rom zur Lösung der Liturgiekrise ernannt wurden, die von Papst Franziskus bestätigte Wahl von Bischof Thattil vor Ort recht gut aufgenommen wurde. 

So sagte Pater Joyce Kaithakottil, einer der zwölf Priester, die im vergangenen Jahr gewählt wurden, um den Klerus der Eparchie – oder Diözese – bei den Gesprächen mit den Vertretern des Bischofsrats zu vertreten: „Ich begrüße seine Wahl und wünsche ihm viel Erfolg bei seiner Mission im aktuellen Kontext unserer Kirche. Er ist ein Mann, der für den Dialog geschaffen ist und alle Möglichkeiten suchen wird, um eine Lösung für die Krise zu finden“, sagte der Priester, der glaubt, dass der neue Erzbischof „Beschwichtigung praktizieren wird, um die Standpunkte zu vereinbaren“, und dass er „das Ohr von Papst Franziskus haben wird, um ihn über die grundlegenden Realitäten in Bezug auf den Liturgiestreit zu informieren.“ 

„Der Heilige Geist möge die Einheit, die Treue und die Mission der syro-malabarischen Kirche fördern, damit sie sich bemüht, unter Ihrer väterlichen Führung zu wachsen und zu gedeihen“, schrieb der Heilige Vater in seinem Bestätigungsschreiben am 9. Januar dieses Jahres. In der Tat wird der Heilige Geist für Bischof Thattil ein wichtiger Verbündeter sein... 

Eine besonders heikle Mission 

Der Prälat wurde 1956 in Thrissur, Kerala, in einer Familie mit zehn Kindern geboren und 1980 zum Priester geweiht. Nachdem er am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom in Kirchenrecht promoviert hatte, wurde das künftige Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche 2010 im Alter von 53 Jahren zum Weihbischof von Thrissur ernannt. 

Im Jahr 2013 wurde er Apostolischer Visitator für die Gläubigen des syro-malabarischen Ritus, die in Indien, aber außerhalb des eigenen Territoriums dieser Kirche leben, und 2018 Bischof von Shamshabad. Er spricht fließend Malayalam und Englisch und beherrscht auch Italienisch und Deutsch. 

Kurz vor seiner Amtseinführung als vierter Großerzbischof von Ernakulam-Angalamy am 11. Januar 2024 im Heiligtum Mount St. Thomas in Kakkanad gab sich Thattil zuversichtlich: „Gott wird mir die nötige Kraft geben, um meine neue Aufgabe zu erfüllen“, und fügte hinzu, dass er „alle Menschen berücksichtigen“ werde. 

Die kommenden Wochen dürften für die Zukunft der syro-malabarischen Kirche entscheidend sein, denn Bischof Thattil scheint die letzte Hoffnung Roms zu verkörpern, um das Gespenst des Schismas zu bannen.