Die „Sagrada Familia“ wird höchste Kirche der Welt

Quelle: FSSPX Aktuell

Die Türme von drei der vier Evangelisten

Die Einweihung der Türme für die Evangelisten Matthäus und Johannes zeigt die Fortschritte beim Bau der höchsten Kirche der Welt. Sie soll 2034 fertiggestellt werden, mehr als eineinhalb Jahrhunderte nach der Grundsteinlegung.

Der 12. November 2023 war ein Herbstabend wie kein anderer in Barcelona (Spanien). Denn an diesem Abend erheben sich vier 132 Meter hohe Türme über der Basilika „Sagrada Familia“. 

Sie symbolisieren das Tetramorph, eine prophetische Vision, die dem Propheten Ezechiel vom Heiligen Geist offenbart wurde und in der die vier Evangelisten in ihren allegorischen Formen dargestellt werden: der Mensch für Matthäus, der Stier für Lukas, der Löwe für Markus und der Adler für Johannes. 

Nun sind dreizehn der achtzehn geplanten Türme fertiggestellt. Vier weitere Türme werden den Aposteln und einer dem Herrn gewidmet sein. Der Turm soll 172,5 Meter hoch werden, einen Meter niedriger als der Hügel Montjuïc, der Barcelona überragt. 

Mit der Fertigstellung des Tetramorphs hat die Baustelle der „Sagrada Familia“ eine entscheidende Etappe erreicht: Der von der Corona-Krise gebremste Bau der Basilika, die ausdrücklich als Sühnetempel konzipiert ist, tritt nun endlich in seine letzte Phase ein. Eine Phase, die immerhin bis 2034 dauern soll, dem Jahr, das für die endgültige Fertigstellung eines Gebäudes vorgesehen ist, dessen Grundstein 1882 geweiht wurde.

Eine Basilika mit dem Flair einer mittelalterlichen Kathedrale 

Der erste Architekt der „Sagrada Familia“ – Francisco de Villar – wurde 1883 von Antoni Gaudí abgelöst, dessen Name der Nachwelt erhalten bleiben sollte. 

Er entwarf alle Pläne für ein Gebäude, dessen Gigantismus uns in die Zeit der Kathedralen – manche würden sagen, in die Zeit der Pyramiden – zurückversetzt. Gaudi widmete sich Tag und Nacht seinem Werk, bevor er 1926 von einer Straßenbahn überfahren wurde und starb. Dennoch ließen sich die Baumeister durch nichts entmutigen, weder durch politische Krisen noch durch den Bürgerkrieg, der vor allem Spanien heimsuchte. 

Eine einzigartige Geschichte, ein ebenso einzigartiger Stil, den die Kunsthistoriker der iberischen Halbinsel als „katalanischen Modernismus“ bezeichnen: Die „Sagrada Familia“ mischt neugotische Elemente mit schwindelerregenden asymmetrischen Formen, in denen alles symbolische Bedeutung hat. 

Jetzt muss nur noch ein Schlusspunkt für dieses Werk gefunden werden. Er wird es „Innerhalb von zehn Jahren“ sein, wie Esteve Camps, der Vorsitzende des Verwaltungsrats des Gebäudes, versichert. Vorausgesetzt natürlich, dass es keine „größeren Probleme“ mehr auf der Baustelle gibt.