Trump-Anhänger übernimmt wichtige Funktion im US-Repräsentantenhaus

Es klingt wie eine Geschichte eines Hollywood-Drehbuchautors: Ein der breiten US-amerikanischen Öffentlichkeit unbekannter Anhänger von Donald Trump wird am 25. Oktober 2023 zum Sprecher des Repräsentantenhauses. Der durch und durch konservative Johnson ist evangelikaler Christ und macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Ansinnen und die unangemessene Lautstärke der LGBT-Bewegung zuwider sind.  

Der Fernsehsender CBS erinnerte seine Zuschauer daran, dass Mike Johnson im Januar 2022 erklärt hatte, dass „ein Kind im Mutterleib ein vollwertiges menschliches Wesen mit einer einzigartigen DNA vom Zeitpunkt der Empfängnis an“ sei. 

Die Partei von Joe Biden veröffentlichte im Rahmen ihrer Schmutzkampagne ein Video, das auf X viral ging, in dem der Abgeordnete aus Louisiana das Urteil Roe v. Wade, das im Juni 2022 aufgehoben wurde, verurteilt, weil es „der Tötung ungeborener Kinder in Amerika einen verfassungsrechtlichen Schutz verschafft hat“. Johnson betonte dessen „verheerende Folgen für die Wirtschaft“. 

Die Demokraten veröffentlichten auch ein früheres Interview mit der Shreveport Times, in dem der neue Sprecher des Repräsentantenhauses meinte, die Befürworter des Schwangerschaftsabbruchs hätten „eine Vorstellung von Gerechtigkeit, die der von Adolf Hitler ziemlich ähnlich ist, weil für sie das Leben eines ungeborenen Kindes, eines Behinderten oder eines Menschen am Ende seines Lebens für die Gesellschaft so lästig und kostspielig ist, dass die Gesellschaft das Recht hätte, es zu verkürzen.“ 

Im Februar dieses Jahres ließ Johnson als Vertreter des Bundesstaates Louisiana seinen Worten Taten folgen und legte einen Gesetzentwurf vor, der es illegal machen sollte, minderjährige schwangere Mädchen in einen Nachbarstaat zu bringen, um dort einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Im vergangenen Jahr hatte er das Gesetz über Unterhaltszahlungen für ungeborene Kinder vorgeschlagen, das es schwangeren Frauen ermöglichen würde, während der Schwangerschaft Unterhaltszahlungen zu erhalten. 

Am Tag vor der Nominierung von Mike Jonson trat auch die NGO „Planned Parenthood“ auf den Plan und zeigte sich alarmiert darüber, dass Johnson ihrer Meinung nach „eine schwere und katastrophale Vergangenheit hat, was die Verletzung des Rechts auf Abtreibung und den Zugang von Frauen zur gesamten Palette von Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit angeht.“ 

Der neue Sprecher des Repräsentantenhauses ist ebenfalls gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften und betreibt zusammen mit seiner Frau einen Podcast über den Glauben in der Politik. Mike Johnson ist kein Anhänger der Klima-Religion, wird von der Ölindustrie unterstützt und befürwortet eine ziemlich radikale Änderung der Krankenversicherung. Er bekennt sich zu 100 Prozent zu seinem konservativen Credo. 

Er hat nie einen Hehl aus seinem Engagement und seiner Zugehörigkeit zu den „Deniers“ – wörtlich übersetzt „Verweigerer“ – gemacht, die den Sieg des Mannes, der heute im Weißen Haus sitzt, im Jahr 2022 nicht anerkannt haben. 

Die Wahl von Mike Johnson zeigt, wie vorschnell diejenigen, die an den politischen Tod des ehemaligen republikanischen Präsidenten glaubten, gehandelt haben.  

„Wenn Sie nicht glauben, dass der Wechsel von Kevin McCarthy zu MAGA-Mike Johnson [Make America Great Again-Bewegung] den Aufschwung dieser Bewegung zeigt und wo die Macht innerhalb der Republikanischen Partei wirklich liegt, dann haben Sie nicht aufgepasst", freute sich Matt Gaetz, ein weiterer Anhänger von Donald Trump, der in einer Sendung von Steve Bannon zu Gast war. Eines ist sicher, das Rennen um das Weiße Haus verspricht, im nächsten Jahr sehr spannend zu werden.