Bericht über die französische Pfingstwallfahrt 2023 (1)

Quelle: FSSPX Aktuell

Nach dem schwierigen Jahr 2022, in dem die Pfingstwallfahrt wegen schlechten Wetters abgebrochen werden musste, begann die Wallfahrt 2023 unter viel günstigeren Vorzeichen.

Die Pilgerfahrt von Chartres in der Geschichte 

Der Wallfahrtsort Chartres, der auf einem alten heidnischen Brunnen errichtet wurde, wird gerne als die historische Wiege der Marienverehrung in Frankreich und gleichzeitig als die nationale Wallfahrt schlechthin bezeichnet. Einer Überlieferung zufolge verehrten die gallischen Stämme der Karnuten hier bereits vor Christi Geburt die „Jungfrau, die gebären soll“. 

Ab dem 9. Jahrhundert wurde Chartres zu einem der großen französischen Pilgerorte, denn man kam unter anderem hierher, um den „Schleier der Jungfrau“ zu verehren, der der Kathedrale von Chartres um 876 von König Karl dem Kahlen geschenkt wurde. Er wurde sehr schnell wegen seiner zahlreichen Wunder verehrt und beschützte zu jener Zeit die Stadt und heilte Kranke von Vergiftungen. 

Die meisten französischen Könige pilgerten nach Chartres, darunter auch der heilige Ludwig. Heinrich IV. wurde hier zum König gekrönt, da die Stadt Reims damals von den Engländern besetzt war. Während der Französischen Revolution wurden die Pilgerfahrten nach Chartres eingestellt. 

Mitte des 19. Jahrhunderts lebte die Pilgerfahrt nach Chartres wieder auf. Die Erscheinungen Unserer Lieben Frau in La Salette (1846), Lourdes (1858) und Pontmain (1871) sowie die Definition des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis (1854) belebten die Marienverehrung wieder. Bei der Krönung Unserer Lieben Frau vom Pfeiler (1855) kamen die Menschenmassen erneut in großer Zahl. 

1912 unternahm Charles Péguy, der von der Krankheit eines seiner Kinder betroffen war, eine Pilgerreise nach Chartres. Er kehrte 1913 dorthin zurück und schrieb an einen seiner Freunde: „Ich habe so viel gelitten und so viel gebetet ... aber ich habe Schätze der Gnade, eine unvorstellbare Überfülle an Gnade. (...) Ich habe eine Pilgerreise nach Chartres gemacht... 144 km in drei Tagen... Man sieht den Glockenturm von Chartres 17 km entfernt auf der Ebene... Sobald ich ihn sah, war es eine Ekstase. Ich spürte nichts mehr, weder die Müdigkeit noch meine Füße. Alle meine Unreinheiten fielen auf einen Schlag ab, ich war ein anderer Mensch.“ 

Der französische Schriftsteller belebte mit seiner Reise nicht die Pilgerfahrt an sich, sondern die mittelalterliche, bewährte Praxis des Gehens, da auch schon damals die Pilger nicht mehr oft zu Fuß kamen. In seinem Angedenken wurde 1935 eine große Studentenwallfahrt ins Leben gerufen. 

Fortsetzung folgt...