Velankanni, das Lourdes des Orients

Geschichte

Es wird von zwei Wundern im 16. Jahrhundert berichtet. Um 1580 war ein junger Hirte auf dem Weg von Velankanni ins zehn Kilometer entfernte Nagapattinam, um seinem Herrn eine Kanne Milch zu bringen. Auf dem Weg dorthin erschien ihm eine schöne Frau mit einem Kind in den Armen und bat ihn um etwas Milch, um ihr Kind zu ernähren. Zunächst zögert er, doch dann kann er nicht diese Bitte ablehnen.

Das dankbare Lächeln des Kindes rührt ihn zutiefst. Am Ziel angekommen, erzählt er seinem Herrn die ganze Geschichte, weil er befürchtet, gescholten zu werden. Doch als sie den Topf öffnen, stellen sie fest, dass er bis zum Rand gefüllt ist. Der Schäfer und sein Herr machen sich sofort wieder auf den Weg, um die Jungfrau Maria zu verehren. Das war der Beginn der Wallfahrten.

Einige Jahre später lebte in Velankanni eine arme Witwe mit ihrem gelähmten Sohn. Das Kind verkaufte jeden Tag die Buttermilch, die seine Mutter herstellte. Eines Tages sah das Kind, wie eine Dame mit einem Säugling auftauchte. Die schöne Dame fragte den armen Jungen, ob er ihr eine Tasse Buttermilch geben könne. Der gelähmte Junge bot ihr eine große Tasse zum Trinken an.

Die Jungfrau Maria wurde von Mitleid und Trauer über das Leiden des Kindes ergriffen und blickte es mit einem zärtlichen mütterlichen Blick an, der es heilte. Dann wies sie ihn an, nach Nagapattinam zu gehen und einen wohlhabenden Katholiken zu bitten, in ihrem Namen eine Kapelle zu bauen. Das Kind antwortete, dass es nur schwer laufen könne. Doch Maria sagte ihm, er solle aufstehen, und der Behinderte stellte mit Verwunderung seine vollständige Genesung fest.

Er lief zu seinem Wohltäter, der in der Nacht zuvor eine Vision der Muttergottes gehabt hatte. Sie machten sich auf den Weg nach Velankanni und bauten dort mit Hilfe der Bevölkerung eine erste kleine Kapelle. Schnell wurde der Ort zu einem Heiligtum, das von vielen Pilgern besucht wurde. In dieser Zeit nahm es den Namen « Unsere Liebe Frau von der guten Gesundheit » an.

Im 17. Jahrhundert geriet ein portugiesisches Handelsschiff, das von Macau nach Colombo segelte, vor der Ostküste Indiens in einen heftigen Sturm. Die Seeleute vertrauten sich der Jungfrau Maria an. Sie gelangten nach Velankanni und errichteten am Meer eine Kirche. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Handelsplatz und das Heiligtum wurde von den Portugiesen immer wieder erweitert.

Das Heiligtum

Das Heiligtum ist heute ein riesiger Gebäudekomplex. Eine wunderschöne, strahlend weiße Kirche im gotischen Stil wurde von Johannes XXIII. in den Rang einer Basilica minor erhoben.

Die aus mehrfarbigem Holz gefertigte Marienstatue ist mit einem farbenprächtigen Sari bekleidet, der regelmäßig gewechselt wird. Sie trägt das Jesuskind auf ihrem linken Arm und hält in ihrer rechten Hand ein Zepter.

Der 8. September, das Fest der Geburt der Heiligen Jungfrau, wird auch als das Fest Unserer Lieben Frau von der guten Gesundheit gefeiert. Die Feierlichkeiten beginnen am 29. August und enden am Tag des Festes. Die Pilgerfahrt zieht die katholische Bevölkerung Südindiens an, die sich zu Fuß auf den Weg nach Velankanni macht.

Eine Novene zu Unserer Lieben Frau von der Gesundheit, die in Tamil verfasst ist, lässt wie folgt beten: O Maria! Unsere Mutter der Gesundheit und unsere himmlische Königin, die du auf deinem Thron der Barmherzigkeit und des Mitgefühls in deinem heiligen Schrein in Velankanni sitzst, wir preisen und ehren dich dafür, dass du unsere Zuflucht und unsere Linderung bist.

Seit jeher bist die Hilfe und der Trost der Gebrechlichen. Du verschaffst ihnen Gesundheit, wenn sie ihrem Heil förderlich ist. Du stehst ihnen im Augenblick ihres Todes bei. Hilf uns daher, o liebenswürdigste Mutter, und erwirke uns die Heilung von all unseren Leiden oder die Kraft, sie geduldig zu ertragen, so dass es dem heiligen Willen Gottes wohlgefällig ist, damit alle unsere Prüfungen zur Reinigung unserer Seelen beitragen und uns helfen, uns von allen irdischen Bindungen zu lösen. Amen.